Jeden Sonntag hieven wir ein moviepilot-Mitglied auf das Podest der 7 Fragen und lassen sie oder ihn sich todesmutig in unseren Fragebogen stürzen. Manchmal kommen unsere Freiwilligen sogar wieder, so wie emotionfreak, der uns diese Woche das Sequel zu seinem ersten Monumentalfilm bringt - und dieses Mal sind die Antworten nicht weniger cinemascope! Du willst auch mal? Dann los, schreib Kängufant, denn: Frankly, my dear, you should give a damn!
Wer ist deine größte Filmheldin, dein liebster Filmheld? Und warum ist sie / er / es besser als die anderen?
Also, da muss ich auf jeden Fall mehrere nennen. Es gibt
unterschiedliche Arten von Filmhelden, den klassischen Actionhelden,
aber auch welche von anderer Art. Und bei diesen anderen gehört zu
meinen Lieblingen Chihiro aus Chihiros Reise ins Zauberland. Ein
kleines Mädchen, das für seine Eltern kämpft, dass dafür in eine
fremdartige Welt eintaucht, eine Welt, in der sie sich durchsetzen muss
und in der sie reift. Und dieses Abenteuer habe nicht nur ich, sondern
auch Millionen anderer schon erlebt. Ja, ihr habt richtig gelesen. Denn
diese fremde Welt ist nicht nur eine Welt , die aus Geistern und
Zauberern besteht, sondern auch die Welt der Arbeit und des
Erwachsenwerdens. Ich habe mich ähnlich gefühlt wie Chihiro, als ich als
verschüchterter Siebzehnjähriger angefangen habe, in einem großen,
piekfeinen Hotel zu arbeiten. Alles war so fremd, da kamen Menschen mit
Anzug und Krawatte, streng dreinblickende Köche, ausländische
Küchenhilfen, die ich aufgrund ihrer mangelnden Deutschkenntnisse kaum
verstand, aber von denen ich mich herumkommandieren lassen musste und
der Personalchef hatte eine verdammte Ähnlichkeit mit Yubaba. Irgendwie
kommt in Chhiros Reise ins Zauberland diese Atmosphäre rüber,
teilweise mit fremdartigen Fantasiewesen als Metapher. Und ich denke,
dass es eine der Botschaften des Films ist, dass das ganz alltägliche
Leben und das Erwachsenwerden bereits eine Heldentat ist. Und Chihiro
ist eine wunderbare Heldin, denn sie ist ein kleines Mädchen, das für
ihre Eltern und einen Freund kämpft, und so einfach mein Herz erobert
hat.
Aber wer mich kennt, weiß, dass ich auch ein unverbesserlicher
Romantiker bin, und so stehe ich auch auf den klassischen edlen Helden,
der sich uneigennützig für eine gerechte Sache einsetzt, seine Liebste
aus den Händen eines Schurken befreit, Ritt in den Sonnenuntergang
u.s.w. Und so muss ich zugeben, dass zu meinen Lieblingshelden nach, wie
vor Winnetou und Old Shatterhand gehören. Einfach herrlich, wenn die Zwei
zum wunderbaren Soundtrack von Martin Böttcher durch die Prärie
reiten (ich bin nun mal ein Romantiker - aber es muss doch nicht immer
anspruchsvoll sein, warum nicht mal in schöne Fantasiewelten abtauchen).
Bei dieser Art von Fimhelden, gibt es mittlerweile noch einen, den ich
genau so schätze, nämlich Shane aus Mein großer Freund Shane. Er ist
auch so ein romantischer Westernheld, aber wird nicht so als Übermensch
dargestellt, sondern hat auch Fehler, und muss nach einer Schlägerei
auch mal verarztet werden.
Zwei weitere Lieblingshelden dieser Art sind
Bowen aus Dragonheart und Aragon aus Herr der Ringe. Aber bei HdR
haben wir auch wieder so eine andere Art von Helden, ich meine natürlich
die Hobbits. Sie sind keine muskelbepackten, gutaussehenden Helden,
sondern Menschen (streng genommen keine Menschen) wie du und ich, die
über sich selbst hinauswachsen.
„Ich wünschte, ich wäre in einer anderen
Zeit geboren."
„Das tut jeder, der solche Zeiten durchleben muss.“
Und Merry und Pippin sind zunächst sogar zwei lose Vögel, die aber reifen. Und natürlich Sam Gamdschie, der treueste freund, den man sich nur vorstellen kann. Wie dieser kleine, große Held sich für Frodo aufopfert, einfach großartig und so gehören auch diese zu meinen Lieblingsfilmhelden.
Des weiteren muss ich Buffy aus Buffy - Im Bann der Dämonen dazu
zählen, ganz einfach, weil sie mir so unheimlich sympathisch ist, und
Lara Croft und Miss Jupiter aus Watchmen - Die Wächter, weil... na ja,
drücken wir es so aus, auch ein emotionfreak ist nur ein Mann...
Hier hast du eine Million - jetzt geh hinaus in die Welt und bau das Kino deiner Träume. Sag uns nur kurz Bescheid, wie es aussähe..
Ich würde auf jeden Fall einen Saal einrichten, in dem Essen, Trinken
und Quatschen verboten ist, und jeden Film ein paar Mal in diesem Saal
vorführen. Damit da jetzt keine Missverständnisse entstehen, natürlich
würde ich nicht generell den Konsum von Popcorn und Cola verbieten,
sondern halt jeden Film ein paar Mal in dem speziellen Saal zeigen, in
dem dies nicht erlaubt ist. So können alle, die das Rascheln in
Popcornkartons, das Knuspern von Nachos usw. stört, sich die Filme in
diesem Saal anschauen.
Des Weiteren würde ich regelmäßig Klassiker wiederaufführen.
Natürlich besonders solche, die es sich lohnt auf einer großen Leinwand
zu sehen, Monumentalfilme und so, wie Ben Hur oder Vom Winde verweht, damit die Leute Klassiker in herrlicher
Kinoatmosphäre sehen können, und auch, um ihnen große Klassiker, ebenso wie
nicht so bekannte Perlen den Leuten näher zu bringen.
Ich erinnere mich da an Gespräche, die ich mit Kollegen geführt
habe. „Alles über Eva, kenn ich nicht.“ „Achteinhalb, das kann kein
großer Film sein, sonst hätt ich den gesehen.“ „Planet der Affen,
Original von 1968? Hä?" „Anatomie eines Mordes, nie gehört.“ Also, dass
solche Filme in Vergessenheit geraten, da muss man doch was gegen tun,
beziehungsweise dafür sorgen, dass diese Werke jeder mal sehen kann, denn wenn sowas im Kino läuft, ist das ja doch was anderes, als wenn kleingedruckt
in der Programmzeitschrift steht, dass der auf irgend nem Sender im
Spätprogramm läuft.
Auch würde ich mal Themenabende oder Themenwochen machen, z.B. eine
Woche, in der Westernklassiker wiederaufgeführt werden. Und manchmal aus
einer Wiederaufführung ein richtiges Event machen, in der die Leute
durch ein Vorprogramm so richtig auf den Film eingestimmt werden. Zum
Beispiel Vom Winde verweht: Die Angestellten des Kinos laufen in
Südstaatenkostümen rum, es gibt ein Vorprogramm, mit Filmaufnahmen der
Erstaufführung und den Oscarverleihungen an die Beteiligten. Und dann
wird auf der Leinwand groß eingeblendet die Schrift “Und nun viel Spaß
beim größten Film aller Zeiten“
Dann würde ich richtig schöne Säle bauen lassen, und es sollen nicht
alle gleich aussehen. Und für Fantasy und Horror sowieso ein spezieller
Saal, in den man durch einen engen Gang, der wie eine dunkle Höhle
aussieht, gelangt und schon der Saal so ne richtige Fantasyatmosphäre
verbreitet. Des weiteren würde ich die Toilettenanlagen in der Nähe der
Säle errichten lassen, damit man nicht so viel vom Film verpasst, wenn
man sich zwischendurch mal entleeren muss.
Kurzum, ich würde nicht nur die Millionen, sondern auch meine ganze Begeisterung und meine ganze Liebe für das Medium Film hineineinstecken. (Übrigens liebes mp-Team, wo bleibt denn nun die Million? Bitte keinen Scheck, nur Überweisung)
Wie sieht deine Blu-Ray-, DVD-, Videosammlung aus? Besitzt du ausgefallene Fanartikel, auf die du besonders stolz bist?
Ich besitze eine Sammlung von zur Zeit 308 DVDs, die ich ungefähr nach Genres, bzw. Stilrichtungen geordnet habe. (Die gesamte Liste findet ihr hier!) Vom Herunterladen halte ich nicht so viel, mir macht das Sammeln Spaß. Ich liebe es DVD's zu kaufen, sie im Regal stehen zu haben und meine
Sammlung zu betrachten. DVD's sind mir lieber als Blurays, denn die
sind mir zu klein, die sehen nach nichts aus, da macht es mir keinen
Spaß, die zu sammeln. Ich mag auch schöne große Boxen, Pappschuber und
so was. Auch habe ich einige DVDs, die gar nicht so einfach zu bekommen
waren, die es im normalen Handel nicht mehr gibt oder von denen es gar
keine deutschen DVDs gibt. Duell in der Sonne z.B., davon gibt es keine
deutsche DVD, ich habe aber bei ebay eine inoffizielle DVD, die es im
normalen Handel nicht zu kaufen gibt, ergattern können. Von Anatomie
eines Mordes und Fluß ohne Wiederkehr habe ich die englische DVD mit
deutscher Tonspur. Von Des Königs Admiral die spanische DVD mit
deutscher Tonspur - so hab ich im Regal halt eine DVD mit dem Titel „El
Capitän Hornblower“ stehen. Auch Otto Premingers Laura war nicht einfach
zu bekommen, und ich musste ganz schön blechen dafür. Citizen Kane
hingegen habe ich in einem Secondhandladen recht preiswert gefunden.
Bei Engelsgesicht ging es bei Auktionen bei ebay stets so hoch mit den
Geboten, dass ich nicht mehr mithalten konnte. Da hab ich mir dann
was anderes überlegt, meine Eltern haben noch einen alten Videorecorder,
also hab ich mir für 1 Euro die VHS bei ebay gekauft.
Ich besitze auch eine Sammlung von Soundtracks auf Vinyl, einige Filmplakate, und Sammlungen von Aushangfotos und Filmprogramme. Außerdem eine Sammlung mit Fanartikeln von Herr der Ringe, Figuren,
Poster, Spiele… und eine Sammlung von Fanartikeln zu Vom Winde
verweht, Filmprogramme, ein Blechschild, das Filmbuch, 3 Broschen, eine
Eisdose, eine Kinokarte der deutschen Uraufführung im Jahr 1954 - und
sogar ein Foto mit einem Autogramm von Vivien Leigh. Eines meiner
Lieblingsstücke zu VwV ist eine limitierte Auflage des Films auf VHS.
Eine riesige Pappbox mit 3 Videokassetten. Der Film in der englischen Originalversion, in der deutschen Originalversion, und ein
Dokumentarfilm über die Entstehung. Alles ist wunderbar und pompös
gestaltet, ein in Geschenkpapier verpacktes Poster, sowie ein golden
umrandetes Zertifikat, das bestätigt, dass es sich um eine auf 333
Stück limitierte Auflage handelt, sind enthalten. Ah ich liebe dieses
Teil, Besuchern ist es verboten, sich ihm auf mehr, als einen Meter zu
nähern. Als ich mir die deutsche Version dann mal auf VHS angesehen
habe, konnte ich festellen, dass das Intro anders ist, als auf der DVD.
Nachdem ich dann noch in die englische Originalversion reingeschaut
habe, stellte ich fest, dass dieses das Gleiche ist, wie bei der
deutschen Synchronisation auf DVD. Auf der DVD ist also das Original
intro, was man auch am Schriftzug „Gone with the wind“ und nicht, wie
auf der VHS „Vom Winde verweht“ erkennen kann.
Dann besitze ich noch ein James Dean-Feuerzeug zum Film ... denn sie wissen nicht, was sie tun, das habe ich natürlich nicht in Gebrauch, lediglich wenn ich mir einen Film mit James Dean anschaue, zünde ich mir damit eine Zigarette an, aber dann sofort zurück in die Vitrine.
Wenn du drei Filme für eine einsame Insel wählen müsstest (auf der es unerklärlicherweise ein Home-Entertainment-System gibt), welche wären es?
Tja, da ist eines der Kriterien natürlich, dass es Filme sind, die ich
mir immer wieder gern ansehe. Die 12 Geschworenen z.B. ist zwar einer
meiner absoluten Lieblingsfilme, aber kein Film, den ich mir immer
wieder ansehen würde.
Auf jeden Fall mitnehmen würde ich Vom Winde verweht und Das Gewand, und außerdem Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith. Vom Winde verweht und Das Gewand sind einfach Paradebeispiele für Filme, wie
ich sie mag, für Filme, die mein Hobby Film ausmachen, sie passen in die
von mir selbst erfundenen Sparten „Grosses Epos, große Emotionen“ und „Hach, solche Filme gibt es heute nicht mehr“. Vom Winde verweht enthält außerdem
noch vieles andere, was ich am Medium Film so liebe, von fast allem
etwas: Wie schon genannt große Emotionen, Anspruch und Tiefgang,
hervorragendes Schauspiel, großartige Optik, wunderbarer Soundtrack. Und
natürlich sind beides Filme, die ich mir immer wieder gerne angucke.
Nicht immer den ganzen Film, manchmal nur einzelne Szenen, beim Gewand die
wunderbare, großartige Schlussszene, bei Vom Winde verweht die „Ich will nie wieder
hungern"-Szene und die Schlussszene. Diese Szenen berühren mich immer
wieder, erfreuen mich immer wieder, und immer wieder begeistert mich
die Kunst daran, die Inszenierung, die Komposition zwischen Ton und
Bild. In der Tat vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht mal in Vom Winde verweht
reinschaue. Wenn ich schlecht gelaunt bin und keinen Auftrieb habe,
helfen mir diese genannten Szenen weiter.
Auch Die Rache der Sith ist ein Film, den ich mir immer wieder gerne ansehe. Diese unglaubliche Atmosphäre - zum einen die düstere Atmosphäre, zum anderen die extreme Fantaysatmosphäre - begeistert mich immer wieder, außerdem das Epische und die Dramatik, die Action, die tolle Optik und die Special Effects. Und auch DRdS hat so einzelne Szenen, die mir einfach nicht langweilig werden, nämlich die "Order 66"-Szene, die beiden finalen Fights und die Schlussszene. Würde es diesen Film nicht geben, hätte ich als dritten wahrscheinlich Der Herr der Ringe: Die Zwei Türme genommen.
Welcher Film drückt jedes Mal auf deine Tränendrüse, ob du willst oder nicht? Und welcher Film schafft es jedes Mal, alle Wolken weg zu schieben?
Als Kind musste ich immer bei Winnetou III heulen, wenn der
Häuptling der Apachen in die ewigen Jagtgründe eingeht. Ich weiß noch,
als ich den Film zusammen mit meinen Eltern gesehen habe. Einige Tage
zuvor mussten wir unseren Hund Timmy abgeben, weil er zu wild wurde und
nur in einem Zwinger gehalten werden konnte. Als der Film zu Ende war,
wollte ich mir natürlich nicht die Blöße geben und schaffte es noch
gerade so ins Badezimmer, bevor sich ein Rinnsal Tränen den Weg über
meine Backen erkämpfte. Doch leider hörte man das Schluchzen bis ins
Wohnzimmer und meine Eltern kamen hinterher. Ich behauptete, ich hätte
die alte Decke von Timmy gesehen und müsste deswegen weinen. Aber Mama
durchschaute mich natürlich und sagte mit einem mütterlichen
Lächeln:“Och gib es doch zu, du weinst wegen dem Film.“ - „Schluchz,
jaaaaaaaa.“
Aber heute bin ich ja erwachsen (also so steht es zumindest
in meinem Pass), und da ist natürlich… Hm, scheiße, da ist es noch
genau so. Wenn Shatterhand sagt: "Dein Volk ist in Sicherheit.“ -
spätestens aber, wenn das Pferd angetrabt kommt, überkommt es mich
wieder. Nun ja Kindheitserrinnerungen, da kann man drüber hinwegsehen.
Aber ehrlich, wie ich nun mal bin, nenn ich, um das Ganze megapeinlich
zu machen, jetzt auch noch Ghost - Nachricht von Sam, auch der drückt
bei mir immer wieder auf die Tränendrüse.
Was nun das Wegschieben von Wolken anbegeht, muss ich zunächst mal
sagen, dass es kein negatives Gefühl ist, wenn ein Film meine
Tränendrüsen aktiviert, manchmal ist es zwar was Trauriges, das dies
veranlasst, aber wenn mich ein Film zu Tränen rührt, ist das meist eher
ein schönes Gefühl. Aber die Grenzen sind natürlich oft fließend. Doch
das ist ja wahrscheinlich nicht gemeint, mit Filmen, die alle Wolken
wegschieben. Dies bewerkstelligen natürlich unter anderem Komödien und
Feelgood-Filme. Da fallen mir die guten, alten Bud Spencer- und Terence Hill-Filme ein. Wenn ich sehe, mit welcher Lockerheit und Leichtigkeit
Buddy und Terry durchs Leben geben, ich die Sprüche der beiden höre, und
diese herrlichen, nicht ernst zu nehmenden Schlägerein sehe, vertreibt
es einfach alle Wolken. Und dazu ist solch seichte Unterhaltung ja auch
da.
Auch Shrek - Der tollkühne Held ist so ein Film, der bei mir immer wieder gute Laune hervorruft. Und die Westernkomödie Vierzig Wagen westwärts muss ich in dem Zusammenhang unbedingt nennen. Schon wenn das Intro mit dem herrlichen Titellied losgeht, wird jeder Anflug von schlechter Laune schon im Keim erstickt. Aber nicht nur Westernkomödien können das bewerkstelligen, sondern auch überhaupt Western. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie vertreibt es bei mir sämtliche dunkle Wolken, wenn untermalt vom Soundtrack, am besten von Elmer Bernstein, der Westernheld durch die Prärie reitet, wenn Die glorreichen Sieben losreiten, wenn bei Die Comancheros zu Beginn des Intros John Wayne in Szene gesetzt wird und Bernsteins Score ertönt. Oder auch Mein großer Freund Shane, wenn Shane zum Soundtrack von Dimitri Tiomkin durch die blühende Landschaft Nordamerikas reitet. Wie gesagt, ich kann es nicht erklären, eine rein subjektive Sache.
Khaaaaaaaaaaaaaan!! Hast du dich als Fan eines Films, einer Serie, eines Schauspielers, etc. schon mal so richtig blamiert?
Och, das kommt häufiger vor. Vor ein paar Jahren hatte ich zum x-ten
Mal Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs geschaut, und mich mal
wieder so richtig rein gesteigert. Nach Ende des Films war ich noch
total gefangen, nahm mir, wie in Trance, einen Besenstil, hob ihn hoch,
wie ein Schwert und rief in voller Lautstärke: “Ich bin Aragon, Arathons
Sohn!“
Was ich nicht bedacht hatte, es war Sommer, mein Fenster stand
sperrangelweit offen, und die Leute, die mir gegenüber wohnen, saßen auf
Balkonen und Terrassen und konnten mich sehen und hören. Nun ja, so war
ich fürs Erste die Lachnummer der ganzen Straße. Egal. ich bin Fan
und ich steh dazu.
Und weil ich gerade so schön in Fahrt bin noch ein weiteres
Beispiel. Ich war bei meiner Schwester mit ihren 3 Kindern eingeladen.
Meine Neffen lieben es, ihren Onkel Sascha in ihr Zimmer zu entführen
und mit ihm zu spielen. So auch an diesem Tag. Nachdem ich dann eine
Weile mit meinen geliebten Neffen rumgetobt hatte, entdeckte ich das
Schaukelpferd meiner Nichte und den Strohhut meines Neffen. Noch
harmlos, als ich aber dann auch noch die Spielzeuggitarre meines Neffen
erblickte, ging es mit mir durch. Es passierte, was passieren musste, es
war quasi vorprogrammiert. Ich setzte den Hut auf, nahm die Gitarre,
setzte mich auf das Schaukelpferd und fing an zu singen: There is a river, a river of no return, sometimes is peaceful, sommetimes wild and
free... Nichts geht über das Lachen eines Kindes und so war es in Ordnung,
dass die Kleinen sich amüsierten. Aber musste ausgerechnet in diesem
Moment meine Schwester die restlichen Gäste durchs Haus führen und dabei
am Kinderzimmer vorbeikommen. Nun ja die nächste Familienfeier fand in
meiner Wohnung statt und ich nutzte die Gelegenheit, um die DVD von Fluss ohne Wiederkehr einzulegen und meinen Gästen das Intro des Films
vorzuspielen. Als meine Verwandtschaft dann auch mal in Genuss kam, zu
sehen, wie Robert Mitchum zu den Klängen von River of no return durch
die blühende Landschaft Nordamerikas reitet, konnte mich zumindest der
eine oder andere verstehen.
Wenn du einen Film hättest vollkommen anders machen können, welcher wäre es, und wie hätte er ausgesehen?
Vor einigen Jahren hätte ich keinen Film, sondern eine Serie,
nämlich Kampfstern Galactica gesagt. Ich hätte da Politik mit
eingebaut - es kann doch nicht sein, dass all die Zivilisten einen
Raumschiffkommandanten und diesen Rat der 12 als Regierung akzeptieren.
Außerdem hätte ich mich mehr mit Fragen wie wo die
Menschheit herkommt, und auch, woher die Zylonen eigentlich kommen, beschäftigt.
Überhaupt hätte ich das nicht so oberflächlich gemacht, wäre mehr auf alles
eingegangen, auch auf die einzelnen Charaktere. Gerade das Format Serie
bietet da schließlich Möglichkeiten. Ich hatte sogar schon angefangen,
eine Romanvorlage zu schreiben.
Aber da kam mir dann ja jemand zuvor. Battlestar Galactica, das
Remake - so ähnlich hätte ich es auch gemacht. Das Remake ist eine meiner
absoluten Lieblingsserien. Das Einzige, was ich da anders gemacht
hätte, ist, dass die Zylonen, die wie Menschen aussehen, keine Maschinen
sind, sondern irgendeine Form von künstlich erschaffener Intelligenz,
im Reagenzglas geschaffen, Klone oder so was. Meine Romanvorlage habe
ich noch auf einer Diskette (ja Diskette, so lang ist es schon her).
Vielleicht werd ich mal ein berühmter Autor, in 100 Jahren findet jemand
die Diskette, und dann steht in den Zeitungen: Noch unveröffentliches
Manuskript von mir gefunden.
Aber gut, mittlerweile gibt es das für mich
(fast) perfekte Battlestar Galactica, also sage ich Planet der Affen: Prevolution. Ich bin ein Riesenfan von dem Original Planet der Affen aus dem Jahre 1968. Der Film ist unglaublich atmosphärisch, und
bietet ein fantastisches Ende, sowie Kritik an der Menschheit. „Prevolution wird dem nicht gerecht. Ich finde das Prequel zwar nicht
vollkommen schlecht - da gibt es auf jeden Fall tolle Momente - trotzdem,
ich hätte es anders gemacht. Auf jeden Fall hätte es bei mir kein
Medikament gegeben, dass die Affen schlauer macht. Das wertet den Film
zu einem billigen Schema F ab, von denen es besonders in den Fünzigern
jede Menge gab (oder auch in Deep Blue Sea mit Haien). Ein Tier wird
wissenschaftlich verändert und zu einer Gefahr für die Menschheit. Ist
mir zu einfach gestrickt. Des Weiteren nimmt das dem Ganzen diesen
ruhigen Horroreffekt der Bedrohung. Für mich hat es durchaus einen
gewissen Horror, dieser Gedanke, dass die Affen zu einer Gefahr
für die Menschheit werden könnten. Wie es auch im Film heißt: “Ich liebe
Schimpansen, aber ich fürchte sie auch.“ Außerdem entmystifiziert es das
Original.
Am Ende des Originals – vorsichtshalber ACHTUNG SPOILER!!! -
erfahren wir, dass der Planet der Affen die gute alte Erde ist.
Innerhalb von tausenden von Jahren sind die Affen zu einer intelligenten
und alles beherrschenden Rasse geworden. Wie geil ist das denn für SciFi- und
Fantasyfans. Was für eine tolle Idee. Eine Idee, die durch die billige
Erklärung im Prequel entmystifiziert wird. Man macht sich als Zuschauer
Gedanken, wie kann so was passieren? Leichte Hinweise gibt es ja, die
Menschheit hat sich selbst vernichtet durch einen Atomkrieg. Auf jeden
Fall also Kritik an der Menschheit. „Einst war die verbotene Zone ein
Paradies, aber ihr Menschen musstet sie in eine öde Wüste verwandeln.“
Ich denke dabei auch an Albert Einstein, der sagte: “Ich weiß nicht, mit
was für Waffen, die Menschen im dritten Weltkrieg kämpfen werden, aber
im vierten mit Keulen und Steinen.„
Das klingt jetzt danach, als wär ich dafür, dass es gar kein Prequel
gegeben hätte. Jain. Zunächst einmal hätte ich den Ansatz, der
Fortsetzungen vom Original und der Romanvorlage aufgegriffen, dass
Affen domestiziert und zu Dienern ausgebildet werden. Menschenaffen
unterscheiden sich genetisch nur in einem Prozent vom Menschen. Laut
Wissenschaftlern ist die Evolution noch nicht beendet, die Lebewesen
entwickeln sich weiter. Warum also soll nicht eine Rasse, der nur so wenig
fehlt, das sie von der Intelligenz der Menschen unterscheidet, zu einer
Gefahr für die Menschen werden, zumal sie sich weiterentwickeln können.
Das Weiterentwickeln wird noch dadurch verstärkt, dass sie durch die
Ausbildung zu Dienern lernen müssen und so ihr Gehirn mehr gefordert
wird. So ist auch dieser leise, subtile Horroreffekt, dass Affen zu
einer Gefahr für die Menschheit werden könnte, wieder vorhanden. Der
Homo sapiens jedenfalls zerstört währenddessen seine Welt und sich
selbst durch Umweltverschmutzung und Kriege. Die Zvilisiation geht den
Bach runter, Städte werden zerstört , es kommt zu einer apokalyptischen
Endzeit, wie es sie in Filmen wie The Road gibt. In solch einer
Welt sind die Affen dem Homo Sapiens Sapiens überlegen, denn sie sind
zwar intelligenter geworden, haben aber immer noch die Kraft eines
wilden Tieres (Tim Burtons Affenfilm: Sie sind viel stärker und
intelligenter, als wir dachten). Aber die Menschen halten sich immer
noch Affen als Haustiere und Diener. Doch in dieser neuen Situation
haben die Primaten die Möglichkeit, sich zu wehren. Ein besonders
intelligenter Affe namens Caesar startet den Aufstand. Und wenn ein paar
hundert Jahre später ein Astronaut, der die Zeit im Weltall im
Tiefschlaf verbrachte, zurückkehrt, findet er einen Planet der Affen
wieder.
So hätte ich den Film gemacht.
Herr Verteidiger, Sie haben das Wort: Welcher Film, welche Serie hat, deiner Meinung nach, eine viel zu schlechte Bewertung auf moviepilot?
Also da kann ich unmöglich nur einen nennen. Als erstes gibt es da
tatsächlich ein Remake, nämlich Der Schakal. Ich kann die
Gegenargumente, wie z.B. Fehlbesetzung durch Richard Gere, zwar
nachvollziehen, aber für mich gibt es einfach genug, was das wieder
ausgleicht. Zum Beispiel finde ich die Tricks, mit denen der Bösewicht
arbeitet, so genial. Wie kommt man, wenn man gesucht wird, ins Land
rein? Indem man sich einer Segelregatta anschließt. Außerdem ist die
Figur des Schakals sowas von faszinierend eiskalt - keiner kennt ihn,
keiner weiß, wie er aussieht. Einer der besten Bösewicht, der von Bruce Willis hervorragend gemimt wird.
Filme mit zu niedriger Bewertung finden sich vor allem bei den
Schwarz-Weiß-Klassikern. Zum Beispiel Alles über Eva. Der Film ist für
mich ein kleines Meisterwerk. Tolle Dialoge, klasse Charakterzeichnung,
und ein hervorragender Seitenhieb auf die Welt des Theaters und des
Glamours. Es wird gezeigt, dass vieles mehr Schein als Sein ist. Am
interessantesten die Figur der von Bette Davis verkörperten Diva,
die sich zeitweise selbst parodiert.. Vor allem aber schauspielerisch
ist er einer der besten Filme überhaupt. Allen Darstellern kauft man
ihre Rolle ab. Am allerbesten spielt jedoch Anne Baxter, die nicht nur dem
Zuschauer was vormacht.
Auch Anatomie eines Mordes finde ich unterbewertet. Das ist nicht nur ein klasse Gerichtsfilm, sondern auch eine hervorragende Kritik am US- amerikanischen Rechtssystem. Kommt allerdings nicht an Die 12 Geschworenen ran . Diesen finde ich ebenfalls unterbewertet, denn den find ich so klasse, dass für mich alles unter 9,9 noch zu niedrig ist. Zum einen ist er als Kriminalfilm einfach einsame Spitze. Es scheint so klar, dass der Angeklagte schuldig ist, aber wie dann ein Beweis nach dem anderen zerpflückt wird - genialer gehts nicht. Und er ist ebenfalls eine Kritik am amerikanischen Rechtssystem und ein hervorragendes Werk über Vorurteile, Rassismus und Moral. Und vor allem erschreckend real, das könnte so oder so ähnlich jederzeit tatsächlich stattfinden.
Einen hervorragenden S/W Film, der für mich unterbewertet ist, muss
ich noch nennen, nämlich Das letzte Ufer. Ein großartiges
Endzeitdrama. Nach einem Atomkrieg ist die Erde radioaktiv verseucht und
kein Leben ist mehr möglich. Lediglich Australien ist noch nicht
betroffen, aber auch auf diesen Kontinent bewegt sich langsam, aber
unaufhaltsam die verseuchte Luft zu. Ihm wird von Kritikern vorgeworfen,
dass nicht gut erklärt wird, wie es zu so einer Katastrophe kommen
konnte. Nun gut, da stimme ich zu, aber man kann diesen Film doch nicht
nur daran aufhängen - er hat dafür so vieles andere zu bieten. Die
Menschen in Australien leben in der Gewissheit, dass nicht nur sie in
ein paar Wochen sterben, sondern auch die gesamte Menschheit ausgerottet
sein wird. Allein dieser Gedanke, bzw. wenn man sich in die Gedanken
der letzten lebenden Menschen hinein versetzt, einfach nur wow. Und die
Atmosphäre und die Inszenierung sind einfach genial. Diese Bilder von
toten Städten, da kann sich I Am Legend hinter verstecken. Und die
Darsteller spielen einfach großartig, vor allem Anthony Perkins zeigt
eine Glanzleistung. Schließlich und endlich hat das Werk auch noch große
Emotionen zu bieten, die aber nicht in übertriebenen Kitsch ausarten.
Dann gibt es von den sogenannten Experten auch noch das Argument, es
handle sich nur um hollywoodtypisches Starkino. Das ist für mich sowieso
Schmarrn, denn erstens hat das Werk sehr viel mehr zu bieten, als
hollywoodtypisches Starkino, und zweitens ist hollywoodtypisches
Starkino auch nicht unbedingt negativ. Und das Wort Star sowieso nicht.
Was bitte schön ist daran auszusetzen, dass Gregory Peck und Ava Gardner mitspielen?
Und da dieser in meinen Augen hervorragende Film von Stanley Kramer ist, lasse ich mir die Gelegenheit nicht entgehen, noch anzumerken, dass überhaupt das gesamte Werk von Kramer meiner Meinung nach unterbewertet ist. Unterbewertet und viel zu unbekannt. Lediglich Das Urteil von Nürnberg ist einigermaßen bekannt, aber viel zu wenig Filmfans kennen die hervorragende Gesellschaftssatire Das Narrenschiff, und zu Kampf den Talaren gibt es bei mp nur eine Bewertung, nämlich die von meiner Wenigkeit. Auch Rat mal, wer zum Essen kommt ist von Stanley Kramer und gefällt mir sehr gut.