Die Grenze wird in Meck-Pomm wieder aufgebaut

15.03.2010 - 08:50 Uhr
Die Grenze
Sat1 / Stephan Rabold
Die Grenze
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Event-Movie ist in den nächsten zwei Tagen auf Sat 1 angesagt: Mit Die Grenze äußert sich der Privatsender zur politischen Situation in Deutschland und findet eine hanebüchene Antwort auf die Fragen der Zeit.

Der Privatsender Sat 1 stellt in Die Grenze eigentlich die richtigen Fragen: Was wäre, wenn eine Wirtschafts- und Energiekrise in Deutschland zu Unruhen führt? Was könnte passieren, wenn die bürgerlichen Parteien ihre Anziehungskraft verlieren und radikale Links- und Rechtsparteien das Land spalten? Nur die Antwort fällt dann doch etwas hanebüchend aus.

Erzählt wird in Die Grenze (Regisseur: Roland Suso Richter) eine wahres Horrorszenario: Ein weltweiter Terror-Anschlag auf verschiedene Ölraffinerien verschärft die anhaltende wirtschaftliche Krise im Land. Chaotische Zustände treten ein und treiben die Menschen auf die Barrikaden. Im Landtagswahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern prallen extreme Rechte aus der DNS-Partei des Milliardärs Maximilian Schnell (Thomas Kretschmann) und die Anhänger des linken Spitzenkandidaten Franz Geri (Jürgen Heinrich) aufeinander. Der unfreiwillige Undercover-Agent Rolf Haas (Benno Fürmann) und die junge Frau Nadine Manz (Marie Bäumer) geraten zwischen alle Fronten.

Das Event-Movie versagt kolossal, meint David Denk in der taz. Die Story von Die Grenze ist dünn, die Dialoge sind hölzern. “Die ersehnte Debatte scheitert schon daran, dass den Filmemachern kein Politthriller gelungen ist, sondern allenfalls die Karikatur eines solchen, in dem die rechten Saubermänner im Glaspalast weiße Anzüge tragen und die Sozialisten ihre NVA-Uniformen rauskramen und am Lagerfeuer Schnäpse kippen.”

Ähnlich sieht Die Grenze auch Simone Schellhammer im Tagesspiegel. “Der acht Millionen Euro teure TV-Film bläht sich zwar mit gekonnt inszenierten Bildern und vor allem im zweiten Teil mit spannungsgeladener Action auf, doch das Schicksal der Figuren berührt einen kaum. All die namhaften Schauspieler wie Benno Fürmann, Marie Bäumer oder Katja Riemann bleiben Staffage für ein Provinzdrama, das zwischen Bürgerkrieg und futuristischem Größenwahn die Bodenhaftung verliert. Sie bewegen sich in dieser Versuchsanordnung wie ferngesteuert, ohne eigenen Antrieb oder ein besonderes Ziel.”

Einen hanebüchenen Mix aus leidlich spannender, vorhersehbarer Agentengeschichte und rührseligem Familiendrama, sah Holger Kankel vom Nordkurier. "Die einen werden sich an den ideologischen Spitzen erfreuen, die ihr Bild vom Osten bestärken: etwa die saufenden, solidarischen Fischer in Warnemünde mit ihrer nostalgischen Sehnsucht nach dem Früher. Die anderen werden über die Einreiseschlangen an der Grenze zur “Sozialistischen Republik Mecklenburg-Vorpommern”, die als Billiglohnzone vom Rest des Landes alimentiert wird, eher nicht schmunzeln."

Christian Buß vom Spiegel kam sich vor, als schaute er den Radikalisierungskämpfen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten in der Weimarer Republik zu, dann fühlte er sich wie in einem Bond-Film. “Die Grenze ist eine endlose Ausschüttung simpler Reize und Slogans. Und doch spiegelt diese hochspekulative Bürgerkriegs-Action sehr genau den aktuellen Umbruch im Parteienspektrum vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise wider … von links drohen Lafontaine und Gysi, und von rechts kommt nun auf einmal auch noch Westerwelle mit seiner Hartz-IV-Polemik als neuer Spalter daher. So gesehen geht von diesem zugespitzten B-Movie eine durchaus tagesaktuelle Brisanz aus.”

Die Grenze, Teil 1 läuft heute Abend auf Sat 1 um 20.15, morgen folgt der 2. Teil. Wenn Euch der Film nicht interessiert, dann schaut doch in unser Fernsehprogramm.

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