Erwartungen eines Fanboys an ... Man of Steel

07.08.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Man of Steel
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Nächstes Jahr ist der bekannteste Superheld der Welt endlich wieder im Kino zu sehen: Unter der Regie von Zack Snyder wird das Superman-Reboot Man of Steel realisiert. Doch der neue, düstere Ansatz stimmt bedenklich.

Gerade fand mit The Dark Knight Rises die Batman-Trilogie von Christopher Nolan ihr Ende. Für Nolan bedeutet das aber nicht den vollständigen Abschied vom Superhelden-Genre: Auch beim kommenden Superman-Reboot Man of Steel hat er seine Finger im Spiel. Nolan wird den Film nicht nur produzieren, er ist, zusammen mit David S. Goyer, der schon bei der Story der Dark Knight-Trilogie aushalf, auch für die Idee und die Story verantwortlich. Goyer schrieb das Drehbuch zu Man of Steel, der unter der Regie von Zack Snyder realisiert wird. Den Aussagen der Beteiligten sowie dem bisher veröffentlichten Material nach zu urteilen, scheinen sich Snyder und co., was den Ansatz an die Figur und den Ton des Films betrifft, auch tatsächlich an der Dark Knight-Trilogie zu orientieren – doch ist das der richtige Weg, um das Superman-Filmfranchise wiederzubeleben?

Rückkehr einer Ikone – Was Fans sich von Man of Steel erhoffen
Superhelden sind im Kino derzeit so präsent wie nie zuvor: Christopher Nolan begeisterte mit seiner Dark Knight-Trilogie Fans und Kritiker – auch (und vielleicht besonders) die, die mit Superhelden ansonsten nicht allzu viel anfangen können. Joss Whedon schloss mit Marvel’s The Avengers äußerst erfolgreich die erste Phase von Marvels Mammutprojekt ab, ein gemeinsames Universum für die verschiedenen Superhelden–Franchises des Studios zu etablieren. Spider-Man schwingt sich bereits durch sein zweites Filmfranchise. Längst haben es auch einige Helden der zweiten Reihe ins Kino geschafft (wenn auch nicht immer erfolgreich, siehe Green Lantern) und so mancher Titel der vielen kommenden oder geplanten Superheldenfilme dürfte nur den ganz großen Comic-Fans bekannt sein (Guardians of the Galaxy).

Doch ausgerechnet der bekannteste von allen konnte im aktuellen Kino bislang noch nicht richtig Fuß fassen: Superman war, nach vielen gescheiterten Versuchen, zuletzt 2006 in Superman Returns von Bryan Singer auf der Leinwand zu sehen und obwohl der Film von Kritikern wohlwollend aufgenommen wurde, waren viele Fans enttäuscht (die Durchschnittswertung der moviepilot-Community beispielsweise liegt bei mageren 5.1 Punkten) und das Studio Warner Bros. so unzufrieden mit den Einspielergebnissen, dass das angekündigte Sequel nie realisiert wurde. Besonders bitter war diese Enttäuschung, da Singer Superman Returns als eine Art alternatives Sequel zu Superman II – Allein gegen alle angelegt hatte und sich mit vielen Referenzen in die Tradition von Richard Donner stellte. Im Vergleich mit dessen Superman, bis heute einem der besten Superheldenfilme aller Zeiten, wurden die Schwächen von Superman Returns nur noch deutlicher.

Allerdings war auch das Batman-Franchise, bevor Nolan sich dessen annahm, zuletzt auf einem Tiefpunkt angelangt (was nicht heißen soll, dass Superman Returns der Tiefpunkt für Superman im Kino war – der Film ist extrem durchwachsen, aber hat durchaus einige interessante Ansätze) und wurde erst mit dem Reboot zum Fan- und Kritikerliebling. Dass die kreativen Köpfe hinter der Dark Knight-Trilogie nun auch in Man of Steel involviert sind, macht daher vielen Fans Hoffnung, dass sie Superman zu ähnlicher Größe verhelfen können wie Batman und auch Snyder scheint für viele die richtige Wahl, hat er doch mit 300 und vor allem Watchmen – Die Wächter bereits Erfahrungen im Comic-Genre gesammelt.

Problematische Neuinterpretation – Was trotzdem schiefgehen kann
Hier ist wohl der Punkt, an dem ich einräumen sollte, dass ich weder der Dark Knight-Trilogie noch dem Großteil von Snyders Werk viel abgewinnen kann – um genau zu sein habe ich an anderer Stelle Snyders 300 als den schlechtesten Film der letzten Dekade sowie Sucker Punch als den ersten heißen Anwärter für diesen Titel im laufenden Jahrzehnt bezeichnet. Meine Antwort auf die Frage, was bei Man of Steel schiefgehen kann, wäre also eigentlich ein Link auf die imdb-Cast & Crew-Seite des Films.

Andererseits war Snyders Watchmen, bei dem er sich vom Drehbuch fernhielt (und keine Vorlage des unsäglichen Frank Miller adaptierte), durchaus brauchbar und Nolans Batman-Interpretation ist, wenn auch nicht unbedingt was ich persönlich von Comic-Filmen erwarte, doch genau das: eine Interpretation des Charakters, die bestimmte Aspekte, die in der Figur Batman bereits angelegt waren, hervorhob (und dafür andere ganz unter den Tisch fallen ließ). Im Falle von Man of Steel jedoch scheint der Prozess andersrum verlaufen zu sein: Nolans „düsterer, realistischer“ Ansatz hat für Batman funktioniert – also muss er jetzt auch für Superman herhalten, ob das zum Charakter passt oder nicht.

Schon im Vorfeld der Produktion spekulierte Snyder, Man of Steel werde der „realistischste Film, den ich je gemacht habe“. Seiner Meinung nach werde Superman glaubhafter, indem man ihn mit dem größtmöglichen Realismus angeht – „emotional und visuell“.

Dass dieser Ansatz aber problematisch wird, sobald weniger plausible, comichaftere Elemente eingeführt werden, zeigt in Ansätzen Nolans eigener The Dark Knight Rises und noch deutlicher The Amazing Spider-Man von Marc Webb: In der ansonsten ebenfalls auf „Realismus“ getrimmten Welt von Webbs Spider-Man-Reboot wirkte eine Fantasy-Figur wie der Lizard nicht glaubhafter, sondern ziemlich lächerlich – während er im comichafteren Universum von Sam Raimi wohl problemlos funktioniert hätte.

Es ist durchaus naheliegend, eine Figur wie Batman, der sich nicht auf Superkräfte, sondern hartes Training und teure Technik verlässt, in ein realistisches Universum zu transportieren. Bei einem Helden wie Superman, der im Grunde nahezu unverwundbar ist, fliegen kann und, um seine geheime Identität als Clark Kent zu schützen, keine Maske auf-, sondern eine Brille absetzt, habe ich allerdings meine Bedenken.

Gequälter Held mit daddy issues? – Was Fans zu erwarten haben
Die beiden kürzlich (gestern auch auf deutsch) veröffentlichten Teaser scheinen zu bestätigen, was Snyder und co. im Vorfeld ankündigten – und verraten möglicherweise noch ein bisschen mehr: Anscheinend werden wir Clark Kent in seiner Kindheit treffen, werden ihn auf Reisen um die Welt (und zu sich selbst, um schonmal den Pressetext vorzuschreiben) begleiten und, dem Voice-Over nach zu urteilen, mit ihm bei gleich zwei Vaterfiguren Rat suchen. Das ist es, womit Snyder für seinen Film wirbt und anscheinend wird auch genau das der Fokus des Films sein: Clark Kent ringt mit seiner Identität und sucht nach seiner Bestimmung – in der offiziellen Inhaltsangabe ist die Rede von der „ultimativen Frage: ‚Warum bin ich hier?‘“.

Mir ist klar, dass Snyder Supermans Origin-Story erneut erzählen muss und ich habe auch nichts gegen Superhelden, die neben Superschurken mit menschlichen Problemen zu kämpfen haben. Aber muss heutzutage wirklich jeder Superheld erstmal seine daddy issues überwinden, bevor er die Welt retten kann? Und muss jeder Superheldenfilm wirklich die Hälfte seiner Spielzeit darauf verwenden, das Konzept „Superheld“ zu rechtfertigen, damit wir ihn glaubhaft finden?

Natürlich will ich Man of Steel nicht basierend auf ein paar Interview-Schnipseln und zwei kurzen, nahezu identischen Teasern, deren Inhalt auch nicht zwangsweise etwas über den Fokus des Films aussagen muss, vorverurteilen. Doch der Eindruck, den die Teaser bei mir hinterlassen, ist eben, dass Snyder erst einmal rechtfertigen will, dass er einen Superman-Film dreht. Wie viele Superhelden, das sage ich als großer Fan des Genres, hat Superman etwas Albernes an sich und die Teaser scheinen zu sagen: Keine Sorge, dieser Superman ist kein Kinderkram, er ist nicht der „big blue boy scout“ aus den albernen Comic-Heftchen, sondern ein getriebener Held wider Willen – so wie Batman. Vermutlich ist es gerade das, was vielen – gerade denjenigen, die mit Superman als Figur sonst weniger anfangen können – an den Teasern so gefällt. Als Fan des altmodischen, überlebensgroßen Helden der Comics machen sie mir allerdings nicht gerade Lust auf mehr.

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