Ich, Saturday Night Fever & die Hitze der Tanzfläche

06.01.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
John Travolta schwingt das TanzbeinParamount Home Entertainment
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Saturday Night Fever machte John Travolta zum Superstar, prägte eine ganze Generation und zählt zu den großen Kultstreifen und Tanzfilmklassikern. Heute möchte ich diesem famosen Stück Zeitporträt mein Herz schenken.

John Travolta hat sich insbesondere durch zwei Filme des vergangenen Jahrhunderts in unser popkulturelles Bewusstsein gespielt und der zweite dieser beiden ist heute wohl einer der bekanntesten Travolta-Filme überhaupt. Dass allerdings erst ein junger, aufstrebender Quentin Tarantino im Jahr 1994 mit Pulp Fiction daherkommen musste, um den jungen Schauspieler italienisch-irischer Abstammung wieder ins Scheinwerferlicht und das kollektive Gedächtnis der Zuschauer zurück zu zerren, ist nicht nur wegen Travoltas toller Darbietung in Brian De Palmas stilvollem Thriller Blow out - Der Tod löscht alle Spuren aus dem Jahr 1981 absolut unverständlich. Denn im Jahr 1977 spielte er in einem Film, der ihn mit der Wucht einer Kanone vom kleinen Licht am Bodensatz der Schauspielerei zum grellen Stern Hollywoods verwandelte - und das vollkommen zurecht. In Saturday Night Fever vom britischen Regisseur John Badham stellte Travolta sowohl schauspielerisches als auch tänzerisches Können unter Beweis und trug als junger Tanzflächen-König Tony Manero dazu bei, dass Saturday Night Fever (alternativer Titel in Deutschland: Nur Samstag Nacht) die Disco-Welle lostrat, den musikalischen und modischen Lebensstil einer ganzen Generation prägte und sich wohl auf ewig als Tanzfilm-Klassiker in unsere Herzen groovte.

Saturday Night Fever handelt vom 19-jährigen Tony Manero (Travolta), der bei seiner Familie in New York lebt und sich einen kargen Lebensunterhalt als Verkäufer in einem Geschäft verdient. So erfolg- und orientierungslos der junge Mann im schnöden Alltag auch ist, so sehr blüht er allerdings auf, wenn endlich das lang ersehnte Wochenende anbricht. Denn wenn Tony die Tanzfläche seines Lieblingsnachtclubs betritt, ist er wieder ganz in seinem Element und zeigt als ehrgeiziger und durchaus egozentrischer Tänzer, warum er weithin als König der Tanzfläche bekannt ist. Als der Frauenheld die attraktive Stephanie Mangano (Karen Lynn Gorney) kennen lernt, versucht er die junge Tänzerin dazu zu überreden, mit ihm an einem Tanzwettbewerb teilzunehmen.

Warum ich Saturday Night Fever mein Herz schenke
Obwohl der Film eine Zeit porträtiert, die ich selbst nicht miterlebt habe, der Film ganze zwölf Jahre vor meiner Geburt veröffentlicht wurde und ich selbst nicht gerade der begnadetste Tänzer unter der Sonne bin (wie hundert Augenzeugen vom Abi-Ball 2010 bestätigen werden), breitet sich beim Anblick der porträtierten Tanzkultur und insbesondere John Travoltas spektakulären Choreographien jedes Mal ein wohliges Lächeln auf meinem Gesicht aus. Diese Freude beobachte ich sonst nur bei meiner Oma, wenn sie eine neue Folge ihrer trashigen Senioren-Daily-Soap im Mittagsprogramm einschaltet. So bescheuert gewisse Frisuren, Klamotten und Tanzschritte aus heutiger Sicht für viele Menschen wirken mögen, so wenig kann ich mit der teilweise zelebrierten Disco-Kultur von heute anfangen, bei der man sich kaum noch vor um-die-Wette-twerkenden Hühnern und unbeholfen auf der Stelle wackelnden Diskopumpern retten kann - von der Musik will ich gar nicht erst anfangen. Das ist natürlich stark verallgemeinert, aber erlaubt mir bitte diese satirische Überhöhung, um klar zu machen, das Saturday Night Fever für mich ein perfektes Portrait einer Zeit ist, in der es noch so etwas wie Stil gab.

Warum auch andere Saturday Night Fever lieben werden
Natürlich bin ich mit dieser seltsamen Form der Nostalgie nicht alleine und neben anderen Menschen jüngeren Jahrgangs, die diese Zeit noch nicht mitbekommen haben können, sich aber trotzdem dorthin zurück sehnen, gibt es selbstverständlich immer noch viele Menschen jenseits der 50, die die im Film zelebrierte Zeit tatsächlich miterlebt haben und beim Anblick der schrillen Frisuren selbst an durchtanzte Jugendnächte zurückdenken. Unterlegt mit kultigen Songs wie Night Fever und Stayin' Alive (Bee Gees) und Disco Inferno (The Trammps) ist Saturday Night Fever ein Garant der guten Laune für alle, die sich mit der Musik und den Gepflogenheiten der Siebzigerjahre (mit all ihren positiven und negativen Seiten) anfreunden können. Aber auch abseits der launigen Tanzszenen bietet der Film eine Menge und stellt nicht zuletzt durch das feine Spiel Travoltas die Ziellosigkeit einer Jugend und eine ganz eigene Subkultur dar, deren Lebensgefühl in gewissen Aspekten auch heute noch Aktualität besitzt.


Warum Saturday Night Fever die Jahrzehnte überdauern wird

Saturday Night Fever ist einer dieser Filme, die mit Leichtigkeit die Jahrzehnte überdauern werden, zumindest ist das mehr als wünschenswert. Denn es gibt wenige Filme, die mit solcher Kraft einen Zeitgeist zu vermitteln wissen, Werke, die wie Leuchttürme aus der (filmisch dokumentierten) Menschheitsgeschichte herausragen und auch kommenden Generationen etwas vermitteln können, das sie sonst überhaupt nicht kennen könnten. Filme wie Saturday Night Fever erlauben es uns, in eine Badewanne der Erinnerungen und guten Laune einzutauchen und eine ganz tiefe Nase dieser Nikotin-verpesteten Luft stickiger Nachtclubs einzuatmen, in denen noch Fönfrisuren, Schlaghosen und enthusiastische Hüftschwünge regierten.

[Kopfstimme]

Gimme that night fever, night feveeeeeheeeer. We know how to show it...

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