Star Trek plötzlich cool und sexy: Vor 15 Jahren wurde das Sci-Fi-Franchise den Nerds entrissen und für immer verändert

08.05.2024 - 15:00 UhrVor 10 Tagen aktualisiert
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Es ist schon 15 Jahre her, dass Paramount die Kelvin-Zeitline erschuf, um Star Trek ins Gewand eines Sci-Fi-Action-Blockbusters zu zwängen. Faszinierend?

Star Trek war in den letzten 58 Jahren schon oft sehr beliebt. Es war nur nie cool in dem Sinn, wie es ein junges Massenpublikum verstehen würde. Es war nicht mal so “cool” wie Star Wars. Zumindest bis 2009, als Filmemacher J.J. Abrams mithilfe von Drehbuchautor Roberto Orci und dem späteren Trek-Serienchef Alex Kurtzman damit beauftragt wurde, das stagnierende Franchise per Mainstream-Make-over auf rasant, sexy und hochglanz hochzujazzen.

Ein revolutionärer Ruck war definitiv der richtige Impuls, denn mit der Serie Star Trek: Enterprise und dem Film Star Trek - Nemesis, hatte man sich zuletzt in ein All-Time-Tief manövriert. Aber schlug man daraufhin den richtigen Kurs ein?

Star Trek: Lens Flares und Mucki-Romulaner

Das Ergebnis Star Trek kam am 8. Mai 2009 heraus und war am Ende gar nicht so übel, wie viele Hardcore-Trekkies befürchtet hatten. Der Film bot ein kurzweiliges wenngleich prolliges Sci-Fi-Abenteuer mit Model-Versionen ikonischer Charaktere, die gegen einen garstigen Weltraumbösewicht mit Doomsday-Maschine kämpfen.

Als Bonus sprenkelte man noch den Cameo-Auftritt eines beliebten OG-Cast-Mitglieds auf das Ganze und boom: 366 Millionen an der Kinokasse – der bis dahin finanziell erfolgreichste Star Trek-Film aller Zeiten. Irgendetwas scheint man also richtig gemacht zu haben, oder? Allerdings hat man nicht unbedingt die richtigen Dinge aus dem Erfolg gelernt.

Die alternative Kelvin-Zeitlinie des Star Trek-Universums

Die vom restlichen Kanon der Star Trek-Erzählung abweichende Kelvin-Zeitline wird zu Beginn des Films erschaffen, als der rachsüchtige Romulaner Nero (Eric Bana) mit seiner Crew in der Zeit zurückreist und die USS Kelvin zerstört – das Raumschiff, auf dem George Kirk (Chris Hemsworth), der Vater des späteren Enterprise-Captains, dient.

Nero musste mitansehen, wie sein Heimatplanet Romulus durch eine Supernova zerstört wurde, ehe Botschafter Spock (Leonard Nimoy) eine größere Katastrophe mithilfe von roter Materie verhindern konnte. Nero und Spock werden daraufhin in die Vergangenheit katapultiert, wo die Romulaner in Vergeltungslaune sind.

Star Trek

In der alternativen Zeitlinie wird die ikonische Crew der USS Enterprise daraufhin etwas anders zusammengewürfelt. Zum Beispiel muss der rebellische James T. Kirk (Chris Wood) erst von Admiral Pike (Bruce Greenwood) zum Sternenflotten-Beitritt motiviert werden; Logiklover Spock (Zachary Quinto) ist ein verkappter Choleriker, der eine geheime Beziehung zum Sprachgenie Uhura (Zoe Saldana) pflegt; Chekov (Anton Yelchin) brilliert als überambitionierter Brücken-Twink und Pille (Karl Urban) gibt im Grunde den grumpy TV-Mediziner Dr. House zum Besten.

Star Trek for Dummies?

Das Problem bei diesem Herunterbrechen von Charakteren auf ihre bekanntesten Grundzüge ist natürlich, dass dabei eine Menge Nuancen verlorengehen. War Captain Kirk wirklich nur ein Draufgänger, der grüne Frauen verführt und Space-Schurken auf die Nase haut? Wenn dann noch allgemeinhin über Star Trek bekannte Elemente wie Beamen, Phaser, Zeitreise und “Faszinierend!” eingebaut werden, ohne den köstlichen Speck, den Star Trek interessant gemacht hat, steht man am Ende mit einem ganz schön kalorienarmen Sci-Fi-Abklatsch dar.

Natürlich war früheres Star Trek sich auch selten zu schade (besonders in der Picard-Filmära), eine Weltenrettungs-Story zu erzählen, in der ein Schurke mit Doomsday-Waffe aufgehalten werden muss. Nur ging es nicht gleich um die gesamte Galaxis, die albernerweise von einer einzigen Supernova (!) bedroht wird. Es gab stattdessen abwechslungsreiche, fantasievolle Geschichten über horny Space-Sonden, Zeitreisen in die 80er, um Wale zu entführen, die mit Aliens sprechen, und vermeintliche Götter im Zentrum des Universums. Make Star Trek weird again!

Zwei Krankheiten, an denen Star Trek bis heute leidet

Zwei falsche Schlüsse wurden aus dem Erfolg von Star Trek 2009 gezogen: 1. Aufkochende Emotionen auf der Brücke kommen gut an und 2. je höher die Einsätze, desto besser. Diese beiden Probleme ziehen sich durch die von Kurtzman angeführten Star Trek-Serien der aktuellen Ära auf Paramount+.

Anstatt sich vornehmlich auf kompetente Leute bei ihrem Space-Job zu konzentrieren und die Sci-Fi-Ideen für sich sprechen zu lassen, muss das Privat- und Gefühlsleben der Crew-Mitglieder ständig im Vordergrund stehen. Die Crew ist immer eine Family, es ist alles sehr Star Wars, vor allem in Star Trek: Discovery. Dabei war Star Trek für viele ein Comfort Watch, weil es eben “nur” um Problemlösung ging. Gerade zum Abschalten nach einem emotional aufgeladenen Tag kann das etwas sehr Tröstendes haben.

Paramoun

Wenn ständig die gesamte Galaxis oder gar das Universum auf dem Spiel steht, fühlt sich der Kosmos irgendwann unheimlich klein an. Und seit wann ist es nicht mehr heroisch, eine einzelne Siedlung auf einem beliebigen Mond zu retten? Es ist die Herausforderung der Filmschaffenden, es so zu drehen, dass wir uns um diesen Mond scheren. Die ganze Milchstraße aufs Spiel zu stellen, ist zu anonym, zu faul, zu groß.

Machen sie es so!

Man kann allerdings nicht von der Hand weisen, dass der 2009er-Cast eine ganz gute Chemie miteinander entwickelt. Auch wenn man sich auf der Brücke mehr anschreit, als es vielleicht sein müsste, und die Story wirklich nicht viel hergibt. Immerhin überhob man sich mit dem ersten Film nicht wie mit dem unnötig finsteren Sequel Star Trek Into Darkness. Und mit Star Trek Beyond hatte man sich mehr oder weniger als Filmreihe gefunden.

Zumindest theoretisch funktioniert Star Trek aber immer noch am besten dort, wo es angefangen hat: im Fernsehen und in Serienform. Wo sonst findet man Zeit und Raum für wundervoll schwurbeligen Technobabble und die nerdige Sci-Fi-Kleinteiligkeit, die den Diskurs um das Franchise so mehrdimensional macht?

Es muss nur nicht immer der größtmögliche Einsatz sein oder das größtmögliche Gefühls-Display mit überorchestriertem Soundtrack in jeder verdammten Szene. Manchmal reicht auch das Wunder und die Weirdness des Weltraums und eine Person, die ihren Job macht.

Für Sci-Fi-Fans zum Weiterlesen:

Wo kann man Star Trek (2009) streamen?

Wer sich persönlich von den Stärken und Schwächen des 2009er Star Trek-Films vom Mittelmaß-Schutzheiligen J.J. Abrams überzeugen möchte, findet ihn bei Paramount+ oder Sky Go und WOW zum Streamen.

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