Terminator 2: Judgment Day – Eine Perle der Fabrik

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Terminator 2
Columbia TriStar/moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Terminator 2
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Lieblingsfilme können aus jedem Genre stammen. In diesem Fall ist es ein Sci-Fi-Actionfilm der Extraklasse, nämlich Terminator 2. Lest selber, was dieser User dazu verfasst hat.

In modernen Zeiten, in denen Actionfilme eher auf wenig Tiefgang, als auf eine mitreißende Story setzen, in denen Bonds zynischer Humor zu reinem Zynismus, Perseus’ Pegasus schwarz und die Figur John Connors zum tiefbrummelnden Sprücheklopfer degradiert werden, sehnen sich die Actionfilmliebhaber dieser Welt bisher hoffnungslos nach ein und derselben Sache: Einer würdigen Fortsetzung von Terminator 2 – Tag der Abrechnung, einem der genialsten Actionfilme, die jemals gedreht wurden.

Noch kaum ein Film hat es bisher vollbracht, allein aus Actionszenen eine so emotional ergreifende und dazu noch gesellschaftskritische Story zu stricken, wie es James Cameron mit Terminator 2 – Tag der Abrechnung zu jenen Zeiten vollbrachte. Als Fortsetzung würdigt dieser Film seinen trashigen, mehr düster gehaltenen Vorgänger, der zum Glück für sich als ebenbürtiger Klassiker stehen darf.

Zunächst wird in wenigen Einstellungen der Alltag in Los Angeles aufgezeigt. Die Musik stimmt den Zuseher bedrückt. Dann folgt ein Schnitt zum Los Angeles der Zukunft. Da sitzt ein Skelett im Auto in einer zerstörten Stadtlandschaft bei Nacht. Der eröffnende Prolog von Sarah Connor (Linda Hamilton) ist eine einzige Legende und rechtfertigt an sich schon die Existenz dieses Meisterwerks. Während sie einem kurz die Situation schildert, fährt die Kamera über die wüste Gegend. Auf ihre ausdrucksvolle Stimme (im Englischen wie im Deutschen) folgen Bilder, die hängen bleiben: Kompromisslos wird der Menschenschädel unter dem Metallfuß des T-800 zermalmt, die Kamera fährt hoch, mit dem Lasergewehr in der Hand sieht er sich nach menschlichen Opfern um, hinter ihm wütet der Krieg. In den nächsten Einstellungen sieht man suchende Scheinwerfer von Flugmaschinen über das Schlachtfeld kreisen, Soldaten fallen, ein Auto fliegt bei voller Fahrt in die Luft. Und all das wirkt so echt und authentisch, dass noch immer das Verständnis für heutige Spezialeffekte darunter zu leiden hat. John Connor verschafft sich einen Überblick, die Kamera fährt auf ihn zu, er senkt das Fernglas und man sieht, wie sein vernarbtes und sorgenvolles Gesicht die Lichter des Kriegs gegen die Maschinen widerspiegelt. Sarah Connor schließt ihren Monolog und leitet damit den Vorspann ein. Das legendäre Thema von Brad Fiedel beginnt. Man will sich nicht entscheiden, ob die Bilder von brennenden Spielplätzen die Musik unterstreichen oder anders herum. Beides zusammen genommen ergänzt sich zu einem epischen Finale, das den Blick direkt in die leuchtenden roten Augen eines brennenden T-800 lenkt, während die Schlägel und Metallhämmer des Orchesters mit aller Gewalt auf ihre Pauken und Ambosse eindreschen, bis sie schließlich von der Kühlluftöffnung eines Trucks erschlagen werden. Stille. Und das war erst der Anfang!

Ich könnte mir wahrlich jede Szene aus diesem Film herauspicken und ein Gedicht über sie schreiben, aber das würde niemand lesen wollen. Lieber erwähne ich Kleinigkeiten, die sich durch den ganzen Streifen ziehen und ihm meiner Meinung nach seinen unvergleichlichen Glanz verleihen. Da wären Arnies markante Sprüche (sein österreichischer Akzent im Original lässt sie noch stumpfer wirken), der Soundtrack und die an Fabrikmaschinen erinnernden Klänge (zu dem auch diese seltsamen dunklen Klänge wie aus einer großen tief klingenden Alpenhornpanflöte gehören), Robert Patricks ausdruckslose und dennoch vielsagende Mimik, außerdem wie energisch Robert Patrick auf seine Ziele zu rennt, das Setting und der Look der 90er, die ausgewogene Charaktervielfalt und so weiter. Die toughe Sarah ersetzt Kyle Reese aus dem ersten Teil, wobei sie sehr radikal auftritt, was ein wenig ihren klaren Verstand beeinträchtigt. Oft muss sie durch den etwas toleranteren John zurechtgewiesen werden, während der Terminator kompromisslos allen seinen Befehlen folgt. Miles Dyson spielt den hilflosen Verantwortlichen der Apokalypse und selbst der gute Mexikaner, Enrique, hat sich einen Waffenkeller in meinem Herzen dazuverdient. Ich empfehle übrigens jedem ausdrücklich den Director’s Cut, dessen zusätzliche Szenen sehr intensiv auf die Charaktere eingehen. Zum Teil schließen sie sogar Handlungslücken, die einem so nie aufgefallen sind, aber ich will nicht zu viel verraten.

Terminator 2 – Tag der Abrechnung ist ein Actionfilm mit Tiefgang. Man weiß stets, was auf dem Spiel steht und fiebert mit den Helden mit, auch wenn sie mit ihren Aktionen vermutlich gegen jedes denkbare Gesetz verstoßen. Man weiß, sie kämpfen entgegen allen Widerstands und trotz ihrer körperlichen Verletzlichkeit für etwas Gutes und das macht sie für mich sympathisch und greifbar. Wenn ein Film mich dann noch dazu bringt, zum Ende hin um eine Tötungsmaschine zu trauern, weil sie um der Menschheit Willen ihre eigene Eliminierung wählt und damit fast so etwas wie Mitgefühl zeigt, wird klar warum es ein Nachfolger so schwer mit der Gleichberechtigung hat. Einen Terminator 3 oder 4 zaubert man nicht eben einmal so aus dem Ärmel. Klassiker werden nicht nach Formel in der Fabrik gegossen. Klassiker werden geboren und gehen als Perlen unter den Fertigprodukten hervor. Terminator 2 – Tag der Abrechnung ist für mich eine solche Perle, organischen und nicht maschinellen Ursprungs. Eine Perle der Fabrik.


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