Top 7 der filmischen Experimente mit der Zeit

06.06.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
In Time - Deine Zeit läuft ab
20th Century Fox
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In dieser Woche startet Boyhood in den Kinos, der auf der letzten Berlinale von den Kritikern gefeiert wurde. Zu sehen gibt es ein interessantes Zeit-Experiment. Wir haben für euch eine Top 7 der filmischen Experimente mit der Zeit.

Die Zeit gibt filmisch einiges her. In keinem anderen Medium wird mit der Zeit derart gespielt wie im Film. Geschichten können ins Unermessliche gedehnt werden. Es ist möglich, rasant Jahrhunderte zu überspringen oder es passiert alles zur selben Zeit. Boyhood von Richard Linklater, der in dieser Woche in den deutschen Kinos startet, ist ein Langzeit-Projekt, das elf Jahre dauerte. Beobachtet wird das Leben eines Jungen, ab seinem sechsten Lebensjahr bis zum Ende seiner Schulzeit. Dies nehmen wir zum Anlass, um auf Zeit-Experimente im Film zu schauen. Vor Zeit-Spoilern sei gewarnt.

Die Wiederholung oder Lola rennt
Lola rennt von Tom Tykwer variiert seine Geschichte dreimal. Die rothaarige Lola rennt durch Berlin. Sie hat 20 Minuten, um 100.000 Mark zu besorgen und zu ihrem Freund zu bringen. Dreimal wird eine andere Geschichte, eine andere Möglichkeit erzählt. Das gab es übrigens ähnlich schon in Der müde Tod von Fritz Lang, auch der polnischen Regisseur Krzysztof Kieslowski greift das Zeit-Konstrukt in Der Zufall – möglicherweise auf.

Rückwärts oder Memento
Christopher Nolan hat viele Zuschauer mit seinem Memento überrascht, denn er erzählt eine Geschichte rückwärts. Sein Protagonist Leonard (Guy Pearce) hat sein Kurzzeitgedächtnis verloren. Der Zuschauer befindet sich damit permanent in einer Handlung, ohne deren Vorgeschichte zu kennen, wodurch es erschwert wird, das Gesehene zu ordnen und in Bezug zu setzen. Aber das ist ziemlich spannend inszeniert.

Parallel oder M – Eine Stadt sucht einen Mörder
M – Eine Stadt sucht einen Mörder von Fritz Lang ist ein Klassiker und einer der ersten Filme, der gekonnt die Parallel-Montage nutzt. Damit werden Geschehnisse präsentiert, die an unterschiedlichen Orten zur gleichen Zeit mit verschiedenen Figuren stattfinden. Nicht nur in diesem Film wird damit eine enorme Spannung in die Geschichte gebracht, weil beide Teams mit unterschiedlichen Mitteln das gleiche Ziel verfolgen.

Die Zeitschleife oder Und täglich grüßt das Murmeltier
Ein jeder kennt wohl Und täglich grüßt das Murmeltier mit Bill Murray, der eine Zeitschleife auf die Leinwand gebracht hat. Mit Source Code und Edge of Tomorrow gibt es auch neuere Filme, in denen die Protagonisten in die immergleiche Zeit zurückkehren und sich aus dieser Schleife herausarbeiten müssen. Das kann ganz schön anstrengend sein, aber wie ihr sehen könnt, lernen die Figuren viel, werden hervorragende Pianisten und sind auch deutlich sozialer.

Die Zeitreise oder Looper
Auch die Zeitreise ist ein beliebtes Motiv in der Literatur und im Film. In dem Thriller Looper kämpft ein Profikiller (Joseph Gordon-Levitt) gegen sein älteres Ich (Bruce Willis). Dieser kehrt aus der Zukunft zurück, um den Mord an seiner Frau zu verhindern. Meistens verändert ein kleines Detail in der Vergangenheit die Zukunft und genau auf diese Kleinigkeit haben es die Protagonisten abgesehen.

Intuitiv oder I’m Not There
Zeit wird subjektiv wahrgenommen und kann ganz unterschiedlich präsentiert werden. Einen überaus interessanten Zugang zu einem Leben bietet das Biopic I’m Not There über Bob Dylan. Nicht nur spielen sechs Schauspieler den Sänger, auch auf Chronologie in der Zeitlinie verzichtet Regisseur Todd Haynes. Er nähert sich eher intuitiv und spielerisch der Biographie an und präsentiert uns eine subjektive Zeit-Collage.

Echtzeit oder Russian Ark
Ein wahrlich herausragendes Zeit-Experiment ist Russian Ark. Der Film besteht aus einer einzigen über 90 Minuten hinweg gefilmten Einstellung, die uns die Geschichte des Museums und zugleich auch russische Geschichte präsentiert. Dabei werden 33 Räume des Museums passiert. Über 2000 Schauspieler wirkten mit, die ihre Choreografien nicht vorher am Set einstudieren konnten, da die Ermitage nur zwei Tage ihre Pforten schloss. Regisseur Aleksandr Sokurov holte sich den deutschen Kameramann Tilman Büttner für sein Projekt, der mit einer angeschnallten Steadicam durchs Museum geleitet wurde. Eine riesiges Akkupack, welches auf dem Rücken einer seiner Mitarbeiter geschnallt war, sorgte für die Stromversorgung.

Was haltet ihr von Zeit-Experimenten im Film?

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