Zombie 2 - Das letzte Kapitel überrennt die Welt

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Zombie 2 - Das letzte Kapitel
Esplanade Filmverleih/moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Zombie 2 - Das letzte Kapitel
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Dieser moviepilot-User steht zombiemäßig auf Day of the Dead von Altmeister George A. Romero. Wie sehr er dieses Werk mag, verrät er euch in seinem Text.

Der Zombie ist das schlimmste und zugleich Beste, was die Monsterlandschaft der Menschen zu bieten hat. Er will nicht nur dein Blut trinken oder Sachen zerstören, er will dich, im besten Fall ganz und gar, auffressen, im schlimmsten Fall zu einem der Seinen machen. Im Vergleich zu anderen Horrorgestalten wie Werwölfen, Vampiren oder Dämonen, sind sie ungleich archaischer, eine böse Karikatur des Menschen: Auf die elementarsten Triebe reduziert, ohne andere Ambitionen, ohne Sprache oder Gefühle. Der Zombie verkörpert gleichsam eine Urangst des Menschen, welche sich allein schon an bestimmten Totenbräuchen aufzeigen lässt: Bis in die Neuzeit war es bei Totenwachen beispielsweise üblich, den kürzlich Verstorbenen zu erschlagen, sollte er sich wieder erheben (nur war die Medizin damals nicht so kompetent bei der Feststellung des Todes). Der Zombiefilm ist auch deswegen so interessant, weil er verschiedene Genre ineinander vermischt.

Institutionen, Infrastruktur, Regeln und Gesetze werden durch eine amorphe Welle von menschenfressenden und tumben Untoten überrollt. Vertraute Städte verwandeln sich in postapokalyptische Stätten, auf den Straßen liegen Kadaver herum, manche von unheiligem Leben erfüllt. Brennende Autofracks, eingeschlagene Scheiben, kurz gesagt: Das totale Chaos bestimmt das Bild. Zurück bleiben wenige Überlebende, die einer schieren Übermacht und einem hohen Infektionsrisiko gegenüber stehen. Aus dem Kriegsfilm wird dann durch einen simplen Kratzer ein Drama, wenn aus einem wertvollen Mitstreiter plötzlich ein Todfeind wird.

Die Nicht-Infizierten sehen sich vor ein moralischen Dilemma gestellt. Wie gehen sie mit dem potenziellen Zombie um? Töten sie ihn direkt? Nehmen sie ihn mit, in der Hoffnung auf Heilung, aber einem ständigen Risiko ausgesetzt? Die meisten frisch Infizierten ahnen, dass die üblichen Regeln der Moral oder gar die Menschenrechte sie nicht davor bewahren würden, sogar von früheren Freunden sofort getötet zu werden. Je länger die Zombieinfektion andauert, desto bizarrer verhalten sich die Überlebenden, manche verlieren jegliche Menschlichkeit, kopulieren mitunter auch mit den Infizierten, andere werden schlicht wahnsinnig.

Mein Lieblingsfilm dieses Genres ist Zombie 2 – Das letzte Kapitel („Day of the Dead“). Der Streifen von 1985 ist, wie der Name schon vermuten lässt, Teil der „of the Dead“-Reihe von George A. Romero und zeichnet sich vor allem durch explizite Gewalt und deutliche Splatterszenen aus – glücklicherweise ohne den übertriebenen Einsatz von Kunstblut. Die Welt in Zombie 2 – Das letzte Kapitel ist bereits von Zombies überrannt und während diese im ersten Teil planlos wirkten, scheinen sie hier organisiert zu sein. Wenige Überlebende haben sich auf einem Militärstützpunkt verschanzt. Die Wissenschaftler unter den ihnen führen Experimente an Zombies durch, um sie zu kontrollieren. Dr. Logan, von den Soldaten liebevoll „Dr. Frankenstein“ genannt, scheint bei „Bub“ enorme Fortschritte erzielen.

George Romeros Werk ist ein klassischer B-Movie, der sich deutlich von jüngeren Zombiefilmen, wie 28 Days Later / 28 Weeks Later, aber auch Zombiekomödien wie Zombieworld, Shaun of the Dead, oder Dead Snow abhebt. Bei Romero sind die Zombies immer noch eigenständige Wesen, man erkennt individuelle Kleidung (besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Zombie im Tütü) und das führt zu dem von mir beschriebenen Phänomen, der menschlichen Gesellschaft wird ein Spiegel vorgehalten. Abnormes wird bis ins Groteske pervertiert, was zur Frage führt, ob nicht die Menschen die eigentlichen Zombies sind. Das Besondere an diesem Film ist aber nicht die Gewalt oder die Kritik am Menschen oder die philosophischen Fragen. Einzig und allein „Bub“, dessen Geschichte ich hier nicht schildern kann, macht diesen Film faszinierend und unglaublich sympathisch für mich.


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